Norbert (Edewecht)

Selbstvorstellung

Nobert Brandt aus Edewecht
Nobert Brandt aus Edewecht

Ich habe 20 Jahre meines Lebens als Obdachloser auf der Straße verbracht. Dabei war ich in ganz Deutschland und Europa unterwegs, so zum Beispiel in Frankreich, Spanien, Schweiz, Portugal und Österreich.

Puh, waren die Alpen schwer, immer nur bergauf, bergab. In Koblenz kaufte ich mir ein Fahrrad, denn ich dachte, irgendwie geht es damit leichter. Zum Schluss war ich dann in Mainz in der Übernachtungsstelle.

Dort sprach ich mit einem Berber (also einem Obdachlosen in ihrer Sprache), der wollte nach Leer in Ostfriesland in die dortige Obdachlosenunterkunft — ich fragte ihn: „Wollen wir zusammen dort hin?“

So fuhr ich mit Ihm dem Wasser entgegen — das war eine Fahrt, denn ich hatte mein Fahrrad dabei und mit dem Schönen-Wochenende-Ticket kamen wir dort nach einer Woche an, nach einer Fahrt über Aurich und Emden.

Auf meine Frage „Wo kann ich die Nacht schlafen?“ sagte mir ein Taxifahrer, dass es eine Übernachtungsstelle am Hafen gab und er beschrieb mir dann den Weg dort hin. Ich kam in dieser Übernachtung an, und „Schlafen?“, das war mein erster Gedanke. Zu Essen hatte ich mir schon in der City besorgt. Die Leute vom Tagesaufenthalt kümmerten sich dann um mich, ich konnte meine Wäsche waschen und dann auch Duschen.

Damals gab es in Emden den Tagessatz für 7 Tage, die aber schnell vorbei waren. So ging ich dort zur Wohnungslosenhilfe, mit deren Hilfe ich in Emden fest machte, denn meine Beine machten nicht mehr so mit, wie ich wollte.

Dann lernte ich einen jungen Obdachlosen kennen, der sagte zu mir: „Du bleibst nicht lange alleine!“ — er hatte eine Freundin und die beiden verkuppelten mich mit der Mutter, dann war es mit meinem Straßenleben vorbei.

Seit November 1998 lebe ich also in stabilen Verhältnissen in einem Haus und engagierte mich in verschiedenen Projekten, unter anderem beim Armutsnetzwerk, beim Projekt Wohnungslosentreffen und dann bei der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen (die zuerst noch Selbstvertretung vereinter Wohnungsloser hieß).

Mein Rucksack-Projekt

Norberts Rucksack

Es ist mir ein wichtiges und besonderes Anliegen, anderen Menschen und insbesondere Kindern und Jugendlichen in den Schulen über meine eigenen Erfahrungen mit Obdachlosigkeit zu berichten.

Dazu habe ich ein Rucksack-Schulprojekt entwickelt: Mit Hilfe eines Rucksacks, der ähnlich dem Rucksack ist, mit dem ich selbst jahrelang unterwegs war, kann ich sehr anschaulich erklären, wie ich damals zurecht gekommen bin und wie ich mein Leben organisiert habe.

Der Rucksack ist ein prima Instrument, um mit Schülern verschiedener Altersstufen über Fragen rund um Obdachlosigkeit und das Leben und Überleben auf der Straße ins Gespräch zu kommen.

Nobert Brandt auf der Landstrasse

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