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Familien in Wohnungsnot –
eine wenig beachtete Lebenslage

Ein landesweites Forschungsprojekt der Hochschule Esslingen hat die Situation von wohnungslosen Familienhaushalten betrachtet und fünf Handlungsempfehlungen aufgestellt.

Das statistische Bundesamt meldete im Jahr 2023, dass in Baden-Württemberg 76.510 wohnungslose Personen in Kommunen untergebracht wurden. In Zeiten von Inflation, Kriegen und nicht vorhandenem bezahlbarem Wohnraum sind immer häufiger Familienhaushalte von Wohnungslosigkeit betroffen. Dabei ist die Unterkunftssituation wohnungsloser Familien alarmierend: Knapp 60 Prozent leben bei Familienangehörigen, Partnern und Bekannten in prekären Mit-Wohnverhältnissen. Die zweite Wohnmöglichkeit sind Notunterkünfte bzw. eine ordnungsrechtliche Unterbringung, zu der alle Gemeinden verpflichtet sind. Die Hälfte der dort untergebrachten Personen ist unter 25 Jahre alt, Tendenz steigend.

In einem Forschungsprojekt hat sich die Hochschule Esslingen seit Dezember 2021 mit “Familien in Wohnungslosigkeit” beschäftigt und ein gleichnamiges Förderprogramm des baden-württembergischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration wissenschaftlich begleitet.

Was sind die Ergebnisse? Das Projektteam hat fünf Handlungsempfehlungen gegeben:

  1. Prävention ist sehr wichtig: Kommunen sollten sich verstärkt bemühen, Wohnraum zu erhalten und zu sichern.
  2. Niederschwellige Angebote werden benötigt – dazu gehören bespielsweise Sozialarbeitende die in Unterkünfte gehen.
  3. Die Wohnungsnotfall-Hilfe muss sich für die Zielgruppe Familien öffnen.
  4. Die Jugendhilfe ist bisher außen vor. Sie müsste gerade in Notunterkünften viel präsenter sein und niederschwelliger helfen.
  5. Die Nachhaltigkeit der Angebote muss gesichert sein. Dazu gehören eine besser ausgestattete Sozialplanung in den Kommunen ebenso wie mehr bezahlbarer Wohnraum.

In dem 2,5 Jahre dauernden landesweiten Forschungsprojekt, das das Sozialministerium gefördert hat, haben die Wissenschaftler mit 20 Kommunen zusammengearbeitet. Dazu gehören große Städte wie Stuttgart und Mannheim. Aber auch mittlere und kleine Städte waren dabei wie zum Beispiel Kirchheim/Teck, Ostfildern, Ludwigsburg, Böblingen, Reutlingen, Tübingen und Offenburg.

Das Projektteam unter Leitung von Prof. Dr. Claudia Daigler haben Gruppen-Interviews geführt, Fragebogen ausfüllen lassen, Austauschforen organisiert und mit vielen Akteuren persönlich gesprochen. Im Projekt waren Studierende der Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege der Hochschule Esslingen mit eingebunden.

Ein wichtiges Thema rückt in den Fokus der Öffentlichkeit. Dazu zwei Aussagen:

Prof. Christof Wolfmaier, Rektor der Hochschule Esslingen: “Es ist erschreckend, dass in unserem reichen Land viele Familien in prekärer Situation leben und diese Lebenslage bisher so wenig betrachtet wird. Umso wichtiger ist es dass wir als Hochschule Esslingen mit einer stark aufgestellten Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege ein Förderprogramm wissenschaftlich begleiten. Mit unserer Forschung rücken wir das wichtige Thema Familien in Wohnungsnot ein großes Stück mehr in en Fokus der Öffentlichkeit.”

Professorin Dr. Claudia Daigler, Projektleiterin: “Mit unserer Forschung ist es uns gelungen, nicht nur wichtige Antworten zu erhalten und ein Förderprogramm auszuwerten. Sondern wir haben auch viele Akteure an einen Tisch bekommen. Denn für die Lösung des Problems sind gesamtheitliche Konzepte in den Kommunen notwendig. Dazu gehören eine politisch gestärkte, ausreichend ausgestattete Sozialplanung, die mit Stadt- und Bauplanung, mit Jugendhilfeplanung, Gesundheitswesen und Immobilienwirtschaft zusammenarbeitet.”

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